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VMR Podcast Auftakt mit Patrik Schädler

  • Autorenbild: Andreas Krättli
    Andreas Krättli
  • 4. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Nov.

Meinungsäusserungsfreiheit, Recht auf Information und was Service Public leisten muss


„Transparente Information ist kein Luxus, sie ist Voraussetzung für Teilhabe.“ Mit diesem Grundsatz starten wir im Podcasthus eine neue Serie zum Tag der Menschenrechte 2025. In Folge 1 spreche ich mit Patrik Schädler. Es ist sein erstes ausführliches Interview nach seiner Zeit als Chefredaktor beim Liechtensteiner Vaterland. Heute leitet er Kommunikation & Marketing an der Universität Liechtenstein. Das Gespräch kreist um Meinungsäusserungsfreiheit, das Recht auf Information, Leserbriefkultur, Kommentarspalten und um die Frage, wie Staat und Medien Informationen so aufbereiten, dass sie wirklich ankommen.



Jetzt ansehen und anhören Podcasthus:


„Die Meinungsfreiheit war nie eingeschränkt“

Die Corona-Jahre gelten vielen als Stresstest für demokratische Grundrechte. Schädler widerspricht verbreiteten Erzählungen, es habe einen Einbruch gegeben:

„Aus meiner Sicht war die Meinungsfreiheit nie eingeschränkt. Im Gegenteil. Die demokratischen Grundprinzipien haben den Härtetest gut überstanden.“

Zugleich verweist er auf eine soziale Realität im Kleinstaat: In einem überschaubaren Umfeld herrsche hohe soziale Kontrolle; manche äusserten sich im öffentlichen Raum zurückhaltender als im Privaten. Das sei kein rechtliches, sondern ein soziales Limit und genau deshalb brauche es griffige, zugängliche Informationen, damit Debatten auf Fakten basieren statt auf Vermutungen.


Leserbriefkultur: Ohne Kuratierung geht es nicht

Liechtenstein hat, so Schädler, eine spezielle Leserbriefkultur:

„Ohne Kuratierung geht es nicht. Aus rechtlichen Gründen und aus Gründen der Korrektheit.“

Redaktionen tragen Mitverantwortung für Publiziertes. Es gebe kein Recht auf Abdruck, und Offensichtliches Falsches müsse unterbleiben. Nach Phasen intensiver Polarisierung habe man erlebt, dass sich manche aus den Leserbriefspalten zurückgezogen hätten. Umso wichtiger sei redaktionelles Dazwischengehen. Nicht um Stimmen zu unterdrücken, sondern um Diskursqualität zu sichern.


Kommentarspalten sind Arbeit, auch rechtlich

Was für Leserbriefe gilt, gilt in neuer Form online. Schädler warnt, Kommentarbereiche auf Facebook & Co. seien keine Selbstläufer:

„Es gibt Kommentare, die man verbergen, löschen oder User, die man blockieren muss. Das Medium ist mitverantwortlich.“

Er erinnert zudem daran, dass Öffentlichkeit rechtlich früher beginnt, als viele denken:

„Das kann schon ab einer WhatsApp-Gruppe von zehn Personen der Fall sein.“Wer Öffentlichkeit herstellt, muss gesetzliche Regeln beachten und Plattformbetreiber ebenso.

Notizblock & Notebook: Werkzeugkasten des Journalisten

Ein Detail erzählt viel über Arbeitskultur. Schädler bringt als persönlichen Gegenstand einen Notizblock mit:

„Notizblöcke habe ich immer bei mir. Das begann in der Journalismus-Ausbildung 1996/97. Seither liegt sogar am Nachttisch einer.“

Daneben nutzt er digitale Tools. Beispiel NotebookLM: „Mit eigenen Quellen bestücken, Zusammenfassungen bis zu Audiofiles. Vieles lässt sich effizient vorbereiten.“ Im Podcast skizzieren wir pragmatische Leitplanken: KI als Recherche- und Strukturhilfe, aber Freigabe erst nach Faktencheck; Kennzeichnung, wo maschinelle Unterstützung eingeflossen ist; und Sorgfalt bei Bildern, Audio und Video. Stichwort Deepfakes.


Bewegtbild: Niederschwellige Erklärformate wirken

Aus seiner Medienzeit berichtet Schädler von kurzen Erklärvideos. Etwa während Corona:

„Tägliche Kurzvideos zu neuen Regeln hatten überraschend hohe Reichweiten. Menschen wollen schnell verstehen, was konkret gilt.“Erklärvideos, ob als On-Cam-Statement oder animiert, seien auch für Verwaltung, Landtag und öffentliche Institutionen geeignet, um komplexe Entscheidungen verständlich zu machen.

Service Public: Informationen auffindbar und verständlich machen

Ein Schwerpunkt unseres Gesprächs: Zugänglichkeit staatlicher Informationen. Schädler zeigt auf Seiten der Verwaltung, wie schwer sich Normalnutzer oft tun:

„Wer nicht das Denken der Verwaltung im Kopf hat, findet vieles nicht. Man gibt nach einer Viertelstunde Suche auf und hat dann oft nur ein PDF ohne Kurzfassung.“

Für ihn ist klar: Service Public beginnt beim Auffindbar-Machen, niederschwellige Zusammenfassungen, navigierbare Dossiers statt verstreuter PDFs, Erklärtexte zu parlamentarischen Instrumenten (Postulat, Interpellation etc.) und klare Startseiten, die Relevantes vorneweg erklären.Auch der Landtag stehe hier in der Pflicht:

„Der Landtag muss seine Arbeit besser erklären.

Das Ziel: Partizipation ermöglichen, weil Menschen verstehen, was passiert. Vom Verfahren bis zur Wirkung eines Beschlusses.


Akteurskommunikation, Medien und Personalfrage

Ja, Akteurskommunikation (von Behörden, Parteien, Institutionen) ist gewachsen. Das sei nicht per se schlecht. Für Medien aber eine ökonomische Herausforderung. Gleichzeitig warnt Schädler vor einer Überdramatisierung der Lage:

„Für unsere Grösse haben wir nach wie vor eine hohe Medienvielfalt. Das strukturelle Nadelöhr ist weniger Geld als Personal. “Selbst bei Neugründungen fehlten ausgebildete Journalistinnen und Journalisten und Einarbeitungszeiten für Externe seien real. Qualität entstehe aus Ausbildung, Zeit und redaktionellen Standards nicht aus hektischer Expansion.

Fazit: Freiheit plus Zugang

Meinungsäusserungsfreiheit lebt vom Zugang zu verlässlicher Information. In Leserbriefspalten, Kommentarbereichen und auf Amtsseiten entscheidet sich, ob Öffentlichkeit informiert oder nur erregt ist.„Man darf alles denken und vieles sagen. Aber wer Öffentlichkeit herstellt, muss die Regeln kennen. Und wer Informationen hat, muss sie so aufbereiten, dass sie ankommen.“ – so Schädlers Kernbotschaft.


Wie es weitergeht

  • Podcast-Premiere: Vorschau heute (Di, 4.11.), Veröffentlichung morgen (Mi, 5.11.) Gast: Patrik Schädler · Moderation: Andreas KrättliInhalte: Meinungsäusserungsfreiheit & Recht auf Information, Leserbriefkultur, Kommentar-Moderation, Service Public, digitale Tools & Verifikation.

  • Ausspielung: alle gängigen Podcast-Plattformen (gebündelt auf podcasthus.li) sowie YouTube (VMR & Podcasthus.li). YouTube-Link folgt morgen im Veröffentlichungs-Post und in den Kommentaren.

  • Save the Date – Tag der Menschenrechte 2025: Mi, 10.12.2025, 19:00, Kleiner Saal, SAL SchaanPodium: Doris Quaderer · Patrik Schädler · Patricia Schiess

  • Moderation: Andreas Krättli (Podcasthus.li)

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